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Trash Collection 058:
GORGO

Originaltitel: Gorgo
Regie: Eugene Lourie
Darsteller: Bill Travers, William Sylvester, Vincent Winter, Christopher Rhodes, u.a. 


Inhalt: Nach einem unterirdischen Vulkanausbruch kommt es an der Westküste Irlands zu einem folgenschweren Seebeben, das mehrere Schiffe manövrierunfähig macht und in die Tiefe reißt. Kurz darauf wird die Fischereiflotte eines nahe liegenden Küstendorfes von einem prähistorischen Ungeheuer angegriffen. Joe Ryan und seiner Crew gelingt es jedoch, die Bestie mit vereinten Kräften einzufangen. Sie verkaufen sie an einen Londoner Zirkus – dort soll sie unter dem Namen „Gorgo“ als Attraktion zur Schau gestellt werden. Doch schon bald stellt sich heraus, dass es sich bei „Gorgo“ um ein Jungtier handelt – und die Mutter des Kleinen ist alles andere als begeistert. Wutentbrannt macht sie sich auf den Weg, um ihr Kind nach Hause zu holen. In ihrem gnadenlosen Zorn verwüstet sie halb London und niemand ist in der Lage, sie aufzuhalten…

Bonusmaterial: Original Kinotrailer, Deutscher Kinotrailer, Behind the Scenes Special (OmU), umfangreiche Bildergalerie, Buchempfehlung, Trailer zu KRIEG DER INFRAS, ROBOTER DER STERNE und GODZILLAS TODESPRANKE, animierte interaktive Menüs.

Sprachen: Deutsch, Englisch.

Laufzeit: ca. 74 min.

Bildformat: 1,66:1


Reviews

Schatzsucher machen mit seltsamen Meeresbewegungen Bekanntschaft, wodurch ihr Schiff erstmal reparaturbedürftig wird. Auf der naheliegenden Insel gibt´s zwar Trinkwasser, ansonsten herrschen aber seltsame Sitten: das Volk hat rein gar nichts zu melden! Es gibt nur einen Chef und der hat sich an Bestimmungen zu halten, die er nicht ändern kann, sagt er. Sehr kafkaesk. Sehr bayerisch.

Nachdem mal wieder ein Taucher seinem Schock erlegen ist, taucht Ogra auf, der im Titel GORGO heißt. Ein mittelriesiges und dezent furchterregendes Monster, welches schnurstracks auf die Insel wackelt. Wenn ich die Familienverhältnisse richtig kapiert habe, dann hat Ogra irgendwas mit der Seeschlange zu tun, welche vor ewigen Zeiten der heilige Patrick, der irische Schutzpatron, in die Flucht geschlagen hat.

Unsere Helden bekommen heraus, dass es dem Chef der Insel nur um Selbstbereicherung geht und die Inselbewohner seine Untergebenen sind. Die Bestimmungen gibt es nicht oder hat er sich selbst zurechtgeschnürt. Sagte ich doch: Zustände wie in Bayern.

Das Ungeheuer kann eingenetzt und auf kingkongsche Art transportiert werden. Auch ein Junge, welcher auf der Insel beim Chef hauste, fährt blindenpassagierig mit. Er ist der Sub-Held der Story, das Quotenkind, der GAMERA-Bengel sozusagen. Er versteht Ogra-Gorgo am besten.

GORGO brüllt auf dem Schiff wie ein Löwe. Da Iren doch als sehr lokalpatriotisch gelten könnte man vermuten, dass der Name GORGO, welcher der griechischen Mythologie entnommen wurde, das Untier wütend macht. GORGO wird betäubt durch London kutschiert, wie GAMERA THE BRAVE, um zirkustechnisch vorgeführt zu werden. Doch beim abladen stellt man sich unglaublich ungeschickt an, so dass unser Riesengummivieh erstmal ein bisschen Auslauf bekommt. Mit einkopierten Flammen kriegt man ihn aber schnell und relativ verlustfrei (1 Mann wurde via Schwanzpeitsche umgenietet) wieder in Griff.

GORGO kann einem leid tun, wie er so in seiner (eigenen? igitt!) Pfütze steht und von den Popcorn- und Eismampfern ausgelacht wird.

Die Wissenschaftler haben einer Studie zufolge, welche aus einer Zeichnung mit einem kleinen und einem großen Skelett drauf – sonst nichts – besteht, die Annahme, dass das gefangene Exemplar nur ein Babymonster ist. Der Elternteil misst demnach um die 70 Meter. Und zum Glück für die Zuschauer: sie haben recht! Bei unserem gefangenen Monster handelt es sich um einen Halbwaisen und das grimmig dreinblickende Elternteil kommt der Aufsichtspflicht nach, was Militär, Zirkusbesitzer und dem Londoner Tower nicht gut bekommt …

GORGO ist ein britischer Horrorfilm von 1961, der mit wunderbar einkopiertem Nebel, Feuer und in schönen Farben das Erbe der 50er Jahre Monster antritt. Ein Film, der mit einigen Qualitäten auffährt. Um nur ein Beispiel zu nennen: nicht jeder Mensch kann mit den Ohren wackeln, geschweige denn jedes Monster. Gorgo aber kann das!

Der Regisseur Eugéne Lourié hat uns auch als Szenenbildner schon oft beglückt. EIN RISS IN DER WELT, LANDHAUS DER TOTEN SEELEN, KUNG FU (TV), CONFESSIONS OF AN OPIUM EATER (mit Vincent Price), … um nur einige Beispiele zu nennen. Ewig dankbar aber sind wir ihm für einen anderen großen Wurf: sein Regie-Debut ist kein geringerer Film als PANIK IN NEW YORK, indem er Ray Harryhausen die tricktechnische Verantwortung übergab und so einen cineastischen Meilenstein des Monsterfilms schuf.

GORGO ist der 3. Dinosaurierfilm von Lourié. Am Ende tippelt Mama Dino zusammen mit Baby Dino glücklich gen Happy End. Das haben wir der Tochter des Regisseurs Jean Renoir zu verdanken. Wenn ich auch noch einen Wunsch hätte äußern dürfen, dann wäre es eine hübsche Hauptdarstellerin gewesen. Aber man kann nicht alles haben. GORGO sollte man sich als Fan von Filmen, in denen Menschen in Gummikostümen durch Modelllandschaften stolpern, nicht entgehen lassen. Kaufempfehlung? Und wie!

(Bernd)