Originaltitel: Yako, cazador de malditos
Land und Jahr: Mexiko 1988
Regie: Rubén Galindo
Darsteller: Eduardo Yáñez, Gregorio Casal, Humberto Elizondo, Diana Ferreti, u.a.
Inhalt: Ein sympathisches junges Liebespaar gerät auf einer Zelttour in der Einsamkeit des Urwaldes in die Hände einer Bande von brutalen Kriminellen. Das junge Mädchen wird entführt. Ihr von den Verbrechern zunächst schwer gequälter und verletzter Freund kommt abseits des Urwaldcamps wieder auf die Beine. Er hat nur noch im Sinn, sich zu rächen und sein Mädchen aus der Gewalt der Gesetzlosen zu befreien. Doch dann muss er erfahren, dass sie ermordet wurde. Nach Rambo-Manier setzt er seinen Racheplan in die Tat um, indem er sich mit List und gnadenlosem Waffeneinsatz an die Horde heranschleicht und einen nach dem anderen erledigt…
Bonusmaterial: umfangreiche Bildergalerie, Trailer zu TEENAGE EXORCIST, SKINNER, DARK UNIVERSE, DIE TOLLWÜTIGEN, DIE LEICHENMÜHLE und DIE WURMFRESSER, animierte interaktive Menüs.
Sprachen: Deutsch.
Laufzeit: ca. 85 min.
Bildformat: 1,66:1 (anamorph)
Reviews
Da ich mir bisher nur immer das Cover angeguckt habe, nie aber den Text auf der Rückseite, war ich der festen Überzeugung, dass es sich bei diesem Film auch um einen Vertreter aus dem Söldnergenre handelt. Weit gefehlt! Hier hat man es stattdessen mit einem äußerst gut gelauntem Rape&Revenge-Film zu tun. Parallelen zu I spit on your Grave o.Ä. könnten augenscheinlicher kaum sein.
Die ersten 15 Minuten des Films sind die absolute Wucht! Selten habe ich eine dermaßen pornöse Synchro derart miese Dialoge vortragen hören. Die Beziehung zwischen Yako und seiner Freundin wirkt so lächerlich in Szene gesetzt, dass es wahrlich einer Offenbarung für B-Movie-Fans gleicht. Außerdem gibt es sehr denkwürdige Opening Credits, die so unpassend sind, wie es nur sein könnte – jeglicher weitere Bezug zum Film erschließt sich mir nicht.
Dann geht es ab in den Wald. Eine Gruppe böser Banditen (wie sie im Film genannt werden) vergewaltigen und töten Yakos Frau. Dieser macht sich dann zur Aufgabe in den letzten 3/4 des Films, die gesamte Bande hinzurichten. Einer nach dem Anderen. Recht kreativ darf auch jeder auf eine andere Art sterben – Wäre ja auch zu einfach gewesen alle einfach nur zu erschießen. Die Orgie ist zwar etwas monoton und kommt auch nicht an die genialen Anfangsszenen ran, weiß aber trotzdem noch zu unterhalten.
(Plasmo)
„Action, Action, Action!“ versprach einst das deutsche Videocover zu YAKO – DER EINSAME RÄCHER, und zwar in genau dieser Reihenfolge, um dann im Anschluss nicht frei von Stolz noch hinzufügen: „Ein Film von Rubén Galindo“. Und dieser ist ja bekanntlich eine echte Hausnummer, wenn es um knüppelharte Männerunterhaltung geht… NICHT!
Kenner schundiger Videothekenware ahnen zu diesem Zeitpunkt natürlich schon längst, was ihnen so ungefähr blüht, sollte man sich tatsächlich dazu aufraffen, sich aufgrund dieser Versprechungen 80 Minuten Lebenszeit stehlen zu lassen: In den 80er Jahren empfahl sich Mexiko eine zeitlang als eine der ersten Adressen für obermülligen Filmramsch, welcher im Fahrwasser großer, zumeist amerikanischer Kinoerfolge ebenso eilig wie kostenschonend zusammengeschustert wurde, um sich noch ein paar Pesos dazuzuverdienen. YAKO – DER EINSAME RÄCHER bildet da keine Ausnahme: Von der ersten bis zur letzten Sekunde allerfeinsten Dilettantismus zelebrierend, unterbietet der gnadenlos billige RAMBO-Klon mühelos jede Schultheateraufführung und gehört für unverwüstliche Trashfreunde daher quasi zum Pflichtprogramm:
Wippende Hüften, schwingende Hintern, sich grätschende Beine, dazu Gedudel vom Alan Parson Project – der Vorspann läuft und verduzt äugelt der gemeine Actionfreund noch mal auf’s Cover, ob er auch tatsächlich den versprochenen Brutaloknaller („Action, Action, Action!“) oder versehentlich doch Großmutters Aerobicvideo erwischt hat. Aber alles in Butter: Die etwas ungelenke Hupfdohlenparade ist tatsächlich Teil der Handlung und soll das Vortanzen für eine große Broadwayshow darstellen. Dem Herren vom Auswahlkommitee scheint die Darbietung allerdings nicht wirklich gut zu gefallen: Missmutig bläst er die Backen auf. Recht hat er, sieht wirklich ziemlich scheiße aus, das Ganze!
Doch dann kommt plötzlich Schwung in die Bude: Jetzt tanzt Diana und obwohl sie genauso mies durch die Gegend hoppelt wie der ganze Rest, gefällt dem guten Mann die neue Aussicht offenbar. Das merkt man daran, dass er nun nicht mehr die Backen aufbläst, sondern anfängt über beide Ohren zu grinsen wie ein Honigkuchenpferd. Vor Überschwang völlig auf dem Häuschen engagiert er besagte Dame quasi vom Fleck weg für die nächste große Broadwaynummer.
Diana ist – Überraschung! – die Verlobte des Titelhelden Yako (je nach Synchronstimme mal Jacko und mal Dschako ausgesprochen) , der, ebenso wie sein holdes Weib, wohl häufiger mal gefragt wird, was sein Frisör eigentlich von Beruf ist. Zwar studiert Yako an der rennomierten UCLA, hat für die Zukunft jedoch deutlich bescheidenere Ziele: Die Leitung eines eigenen Pizzarestaurants. Als Yako erfährt, dass seine Liebste nun die große Karriere macht, ist er zunächst gar nicht so begeistert. Verständlich, wahrscheinlich hätte er die Olle lieber hinter’m Herd seines Restaurants gesehen.
Ohnehin scheint die Beziehung der beiden etwas abgekühlt zu sein, wie ihren gefühlvollen Gespräche beweisen:
Diana: „Weißt du, warum ich dich liebe? Weil du immer das letzte Wort hast.“
Yako: „Red nicht, iss lieber!“
Als er jedoch die Nachricht erhält, dass Diana schwanger ist, freut er sich wie Bolle und springt aufgeregt durch’s Zimmer. Doch Diana – so muss er bald feststellen – hat gar kein gesteigertes Interesse daran, die große Karriere gegen den Kinderwagen einzutauschen. Und schon hängt wieder der Haussegen schief. Als Yako an dem Abend nach Hause kommt, findet er anstatt seiner Herzdame lediglich einen von ihr verfassten Brief (welcher aus dem Off von ihr vorgelesen wird, und zwar in einer solch immensen Lautstärke, dass im Hintergrund eigentlich die Gläser scheppern müssten). Trennung! Alles aus! Für immer und ewig!
Komischerweise hat sie es sich bereits in der nächsten Szene schon wieder anders überlegt. Der sich aus dieser Situation erspinnende Dialog ist mal wieder von brillanter Rhetorik:
Yako: „Bist du etwa gekommen, um dich zu entschuldigen? Ich weiß nicht, was es da noch zu sagen gibt. Pack deine Sachen und verschwinde! Spar dir die unnötigen Erklärungen!“
Diana: „Ich bin gekommen, um mich für gestern Abend zu entschuldigen.“
Im Nu ist wieder alles im Lot und Yako und Diana schlendern Hand in Hand und zu grauenhafter Klanguntermalung die Straßen hinab.
Zwar ist in diesen ersten zwölf Minuten bereits mehr passiert als in jeder Seifenoper, doch wo bleibt eigentlich die Action, Action, Action!? Die Zeichen auf etwas Derartiges stehen ab jetzt recht gut, denn da schwangere Frauen bekanntlich sehr viel Bewegung brauchen, steht als nächstes eine ausgiebige Wander- und Zelttour im nächstgelegenen Urwald auf dem Programm (bei welcher die Auserwählte selbstverständlich die schweren Sachen alle selbst schleppen darf – eine Pointe, die von einem Sound begleitet wird, der klingt wie die Flatulenz von Super-Mario).
Frische Waldluft macht nachdenklich, daher sinnieren Yako und Diana erstmal eine Runde über Weltschmerz und andere Sorgen:
Diana: „Es macht mich traurig, wenn ich seh, wie viele Kinder den Hungertod erleiden müssen.“
Yako: „Ja, das ist schon traurig. Aber daran können wir beide doch leider nichts ändern. Wir können nur darum kämpfen, dass die Umwelt unseren Kindern so erhalten bleibt, verstehst du?“
Diana: „Auch, wenn wir beide noch so kämpfen sollten: Stell dir nur vor, die Großmächte zerstreiten sich und es bricht ein Krieg aus. Das kann so verdammt schnell gehen. Was nutzt es uns dann noch? Mit wem wollen wir dann kämpfen?“
Yako: „Ist ja gut, ist ja gut! Aber bis das passiert, kann man doch wenigstens versuchen, ihnen eine Zukunft zu geben und sie glücklich zu machen. Und wenn es wirklich passiert, ist sowieso alles aus!“
Die Argumentationskette reißt nicht ab, und einen Monent lang wünscht man sich, es möge doch tatsächlich ein Krieg ausbrechen und die beiden Schmalspurphilosophen von der Platte putzen (das brächte dann immerhin auch ein wenig Action, Action, Action!).
Doch kaum ist dieser Wunsch zuende gedacht, rappelt es schon ganz unheilvoll im Gebüsch. Was passiert jetzt? Krieg? Nein, es sind nur ein paar Strauchdiebe, die der guten Diana gern ihre Aufwartung machen möchten. Das Besetzungskarussell musste gewiss ziemlich lang rotieren, bis diese aparte Herrenriege mit den vertrauenserweckenden Gesichtsausdrücken komplett gecastet war. Doch auch ihr Anführer mit dem wohlklingenden Namen Texas ist ein echter Wonneproppen.
Da Diana jedoch recht wenig Drang verspürt, die illustre Runde freiwillig zu beglücken, nehmen die Herrschaften die Sache schließlich selbst in die Hand. Zwar eilt Yako ihr zügig zur Hilfe (wenn auch erst nach dem dritten Schrei, wäre schließlich ein Jammer, das gerade gesammelte Feuerholz einfach so wieder auf den Boden zu werfen), doch auch das bringt herzlich wenig: An einen Baum gefesselt muss er nun die Schändung seiner liebsten Philosophiepartnerin beobachten und wird somit hilfloser Zeuge der wohl ersten Vergewaltigung, in welcher die Täter größere Hupen haben als das Opfer.
Dass Diana die Tortur nicht überlebt, macht Yako dann doch ziemlich böse. Pech für Texas und seine Bande, dass sie ihn am Leben gelassen haben: Sich seiner Rächerausbildung besinnend, stapft Yako, untermalt von den infernalen Melodien Tschaikowskis, wütend durch den Wald, um selbigen mit tödlichen Fallen zu spicken. Für Texas und seine Männer ist nun Ende im Gelände: Nach und nach lichten sich Reihen.
„Ist diesem Mann denn gar nichts heilig?“ fragt einer der Schurken (wohlgemerkt: ein Vergewaltiger und Mörder!) verzweifelt, und tatsächlich: Yako kennt keine Gnade! Tod durch Erschießen, Erhängen, Ersäufen, Erschlagenwerden und Aufspießen stehen von jetzt an auf dem Programm und das, obwohl einige der Bande ihre ruchlose Tat bereits aufrichtig bereuen („Das arme Mädchen! Was haben wir ihr bloß angetan? Und sie war doch noch so jung!“).
Doch jede Reue kommt zu spät: Yako macht sie alle platt (was auch nur funktioniert, weil die Gangster doof genug sind, nicht zusammenzubleiben).
Wald, Sex, Mord und Rache… Das Alles hätten einen sauberen B-Film-Kracher abgeben können. YAKO hingegen spielt eher in der Y-Kategorie, was natürlich auch kein Zufall ist, hatten die Macher doch niemals ernsthaft vor, einen wirklich guten Genrebeitrag abzuliefern. Hier ein bisschen was von RAMBO, dort ein bisschen was von LAST HOUSE ON THE LEFT, am Ende sogar ein bisschen bei DEER HUNTER räubernd, ergibt YAKO – DER EINSAME RÄCHER, musikalisch verfeinert mit Walkürenritt und Schwanensee, und in Verbindung mit einer deutschen Synchronisation, die klingt, als hätte man sie direkt an der Pommesbude aufgenommen, durch und durch dilettantische Unterhaltung ohne besonderen Nährwert. Dass für diesen Schund gar eine Schlange ihr Leben lassen musste, ist kaum entschuldbar. Somit empfiehlt sich YAKO letztendlich einzig und allein für unverbesserliche Trashjunkies und beinharte Allesglotzer.
Blödsinn, Blödsinn, Blödsinn!
(Boris, Jäger der verlorenen Filme)